Zäune in Jena-Lobeda: Investor Werner macht wegen Streit mit der Stadt sein Grundstück dicht
Der Streit zwischen dem Investor und der Stadtverwaltung spitzt sich zu. Nun sperrt Hubert Werner einen Teil des Allendeplatzes ab.
Jena. Am Allendeplatz waren am Donnerstag die Motorsägen und Bohrer nicht zu überhören. Sträucher und kleine Bäume wurden beseitigt, Müll aufgelesen und Löcher gebohrt für Pfähle, damit hier Tore und vor allem ein zwei Meter hoher Jägerzaun aufgestellt werden können. Tatsächlich macht nun der Eigentümer der knapp 10.000 Quadratmeter großen Fläche zwischen Allendeplatz, Ebereschenstraße und Baustelle des Demenzzentrums ernst und sperrt seine Fläche vollständig mit einem Zaun ab. Somit entsteht eine Insel am Allendeplatz, um die man künftig einen Bogen machen muss.
Damit spitzt sich der Streit zwischen Hubert Werner, der hier auf seinem Areal einen Handelsneubau errichten möchte, und der Stadtverwaltung, die dafür die Baugenehmigung abgelehnt hat, weiter zu.
„Wenn mir das Bauen verwehrt wird, will ich wenigstens mein Grundstück sichern und vor Verwahrlosung schützen“, sagt der Investor. Mit der Einzäunung, die kommende Woche von der Gartenbaufirma Boock abgeschlossen sein soll, fallen auch die noch aus DDR-Zeit stammenden etwa 70 alten Parkplätze erst einmal weg.
Werner erwägt allerdings, sie wieder zu aktivieren, um sie an einzelne Interessenten zu vermieten. Wesentlich mehr Parkplätze könnten mit Werners vorgesehenem, aber von der Stadt bislang verhindertem Neubau entstehen – nämlich 180. Sie würden sich neben dem von ihm angepeilten Handels-Flachbau befinden.
OB-Kandidaten: Handelskonzept veraltet
Der Neubau selbst sollte den Aldi-Markt und die Drogerie Rossmann aufnehmen. Wenn Aldi dafür aus dem Rewe-Markt auszieht, hätte Rewe endlich die dringend benötigte Fläche zur Erweiterung, um die in letzter Zeit stark gewachsene Kunden-Nachfrage zu befriedigen sowie die beengten sozialen Bedingungen der Mitarbeiter zu verbessern.
Doch in der Verwaltung der Stadt Jena sieht man Neulobeda mit genug Handelsfläche ausgestattet.
„Dabei findet das neue Klinikum mit seinen 5000 Mitarbeitern überhaupt keine Beachtung“, ärgert sich Ortsteilbürgermeister Volker Blumentritt über die von ihm kritisierte Ignoranz. „Diese nun erfolgte Einzäunung der großen Fläche mitten im Zentrum von Lobeda-Ost und die damit bedauerlicherweise unterbrochene Gehwegverbindung hat einzig und allein die Stadtverwaltung, Bereich Stadtplanung, zu verantworten“, so Blumentritt.
Die in jüngster Zeit vorgebrachten Kompromissvorschläge von OB Albrecht Schröter (SPD), doch die vorgesehene Baufläche intensiver auszunutzen und statt des eingeschossigen Flachbaus einen Mehrgeschosser zu errichten, hält der Investor für nicht zielführend. Denn es gebe schlicht und einfach keine interessierten Mieter, die dann in die oberen Etagen einziehen könnten.
Das bestätigt auch der Ortsteilbürgermeister. Aus dem Klinikum und aus anderen Firmen sei ihm klar signalisiert worden, dass man weder Büros noch Labore benötige. Auch vom Beutenberg wolle kein Institut hier Räume anmieten. Wenn natürlich die Jenaer Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft oder die Stadt dennoch Interessenten vermitteln würden, werde der Investor mit einem größeren Neubau reagieren.
Es sei schon schwierig genug, für die Sparkasse, die eigentlich in den durch den Neubau frei werdenden Rossmann-Drogeriemarkt einziehen wollte, aber jetzt abgesprungen sei, einen Ersatzmieter zu finden. Man sei aber dran, hier eventuell einen Textil- oder Schuhanbieter zu gewinnen.
Jüngst hatten sich auch die OB-Kandidaten Benjamin Koppe (CDU) und Thomas Nitzsche (FDP) dahingehend geäußert, Hubert Werner zu unterstützen, damit er der Infrastruktur in Lobeda-Ost die dringend benötigte Stärkung verschafft. Einen größeren Neubau mit weiteren Mietern empfehlen auch sie. Zudem sehen sie erheblichen Veränderungsbedarf für Jenas Handelskonzeption. Sie sei für Lobeda-Ost nicht mehr aktuell. Für eine Stellungnahme war am Donnerstag im Dezernat von Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker niemand erreichbar.
Mit einer Illusion räumt Werner auch auf: „Ich werde hier keinen sozialen Wohnungsbau errichten. Mein Unternehmen ist auf Gewerbebauten spezialisiert.“ Und das recht bewährt, wie der Ausbau des jetzigen Rewe, der Bau für die Gräflichen Kliniken und der Parallelbau zeigen.
Licht und Schatten am Allendeplatz
• Nachdem 1999 in der Ebereschenstraße Wohnblocks abgerissen wurden, kaufte Hubert Werner mit seiner Baubetreuungsgesellschaft Leinefelde das Grundstück.
• 2008 errichtete Werner das neue Rewe-Zentrum und die zwei großen Neubauten zwischen Erlanger Allee und Allendeplatz.
• Am 16. September 2016 stellte er den Bauantrag für einen Marktneubau.
• Im Vorjahr erhielt Werner die Ablehnung durch die Stadtverwaltung mit Verweis darauf, dass Lobeda ausreichend mit Handel ausgestattet wäre.
• Im Dezember reichte Werner Klage am Verwaltungsgericht Gera gegen die Ablehnung ein. Dauer des Verfahrens: ungewiss.
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