Sparkasse Jena: neuer Chef will das Unternehmen verschlanken
Michael Rabich ist neuer Vorstandsvorsitzender – seine Herausforderung: das Unternehmen verschlanken und Kundennähe erhalten
Jena. Eine Personalie gibt es aus der Sparkasse zu vermelden: Zum 1. Juli hat Michael Rabich (Jahrgang 1977, verheiratet ein Kind) sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Jena-Saale-Holzland angetreten. Seit Anfang des Jahres gehörte er bereits dem Vorstand an. Wir sprachen mit ihm über seine Vorstellungen, Ziele und Pläne.
Herr Rabich, Sie stehen nun seit knapp zwei Wochen der Sparkasse vor, was hat sich für Sie dadurch verändert?
Ich spüre vor allem die nun größer gewordene Verantwortung, die ich für die Sparkasse, ihre Mitarbeiter und die vielen Kunden habe.
Wie läuft denn so ein Tag für einen Vorstandschef ab?
Termine bestimmen den Tagesablauf. Netzwerke müssen gepflegt werden und interne Absprachen erfolgen, strategische Arbeit muss geleistet werden. Und natürlich gehören auch Repräsentationsaufgaben dazu.
Die Chef-Position ist neu für Sie. Was haben Sie vorher gemacht?
Über mehrere Jahre war ich stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse in Forchheim bei Erlangen. Doch begonnen hatte ich einst mit einer Bankkaufmannslehre bei der Volksbank in Hildburghausen.
Das heißt: Sie sind Thüringer?
Ja, ich bin in Meiningen geboren und in Hildburghausen aufgewachsen.
Aber dann hat es Sie doch nach Franken verschlagen?
Das geschah damals aus Liebe. Meine Frau fand keine Arbeit als Medizinisch-Technische Assistentin in Thüringen und ging nach Erlangen. Da sah ich mich eben auch beruflich in dieser Region um. Nach gut 15 Jahren Tätigkeit in Forchheim fiel mir die Ausschreibung für die Vorstandsstelle der Jenaer Sparkasse auf, und ich war sofort angetan von dem Gedanken, in dieser schönen Stadt arbeiten zu können.
Nun hat es geklappt, seit einem halben Jahr sind Sie an der Sparkasse. Eine lehrreiche Zeit zum Reinschnuppern?
Auf jeden Fall. Das Gute war, dass ich meinen Vorgänger Erhard Bückemeier an der Seite hatte, der mir das Einarbeiten erleichterte.
Mit welchen Zielen starten Sie nun als Sparkassenchef?
Mein wichtigstes Ziel ist es, die Jenaer Sparkasse zukunftsfest zu machen. Das heißt, die Sparkasse soll weiterhin das führende Kreditinstitut in der Region sein. Dass mehr als die Hälfte aller Bankkunden in Jena und im Saale-Holzland-Kreis bei der Sparkasse sind, soll natürlich auch so bleiben.
Wie wollen Sie das bei weiter anhaltenden Niedrigzinsen, wachsender Konkurrenz und voranschreitendem Umbruch im Bankenwesen schaffen?
Es muss eine Geschäftsstrategie her. Wir arbeiten zurzeit intensiv daran. Bei aller Modernisierung muss eines aber stets gesichert bleiben – Stabilität und Regionalität als wesentliche Säulen einer Sparkasse, die für die Menschen vor Ort ansprechbar sein muss. Und das auch über die emotionale Seite, also über Gesichter, über konkrete Ansprechpartner. Nur so ist Vertrauen auf Dauer möglich.
Dennoch steht auch die Sparkasse vor weiteren Veränderungen, oder?
Da ist in den vergangenen Jahren schon viel geschehen. Zum Beispiel haben wir die Zahl der Filialen reduziert und auch Personal abgebaut. Wir kommen auch nicht umhin, noch einmal an die Personalstärke heranzugehen, weil die Sparkasse nunmal schlanker werden muss, um sich auf dem umkämpften Markt behaupten zu können.
Und das ohnehin schon reduzierte Filialnetz?
Hier haben wir erst einmal eine vernünftige Struktur erreicht. Da gehen wir in den nächsten Jahr nicht ran.
Über Filialen vollzieht sich der persönliche Kontakt zu den Kunden. Setzen Sie dennoch auf mehr Onlinebanking?
Wir setzen natürlich auch auf Onlinebanking. Das ist ein zunehmender Kundenwunsch. Längst nutzen dies nicht nur jüngere Leute, sondern auch immer mehr ältere. Es gilt trotzdem: Der Kunde entscheidet selbst, auf welchem Weg er mit uns in Kontakt treten will.
Stichwort Digitalisierung. Auch für die Sparkasse eine große Herausforderung?
Aber ja. Es informieren sich immer mehr Menschen digital über Angebote von Banken. Da müssen wir reagieren. Es gibt ja auch inzwischen unsere Sparkassen-Apps mit Fotoüberweisung und Überweisung von Handy zu Handy. Auch das elektronische Postfach und die Online-Beratung funktionieren. An weiteren digitalen Möglichkeiten wie etwa die Videolegitimation arbeiten wir noch.
Mitunter kritisieren Kunden die Kosten bei der Sparkasse.
Man muss aber auch deutlich sagen, dass bei der Sparkasse ein Filialnetz mit Beratern und großer Automatenzahl vor Ort angeboten wird. Qualität und Sicherheit gibt es eben nicht zum Nulltarif.
Sie haben die Regionalität genannt. Wie wollen Sie diesem Anspruch gerecht werden?
Indem wir verstärkt die mittelständische Wirtschaft unterstützen. Das Kreditgeschäft wird hier weiter ausgebaut. Auch kleinere Unternehmen wie Handwerksbetriebe und Existenzgründer wollen wir auf diesem Feld mehr helfen.
Und der Wohnungsbau?
Der Baufinanzierung zur Schaffung von Wohneigentum für Familien gehört ebenso unser besonderes Augenmerk. Dafür haben wir unsere Immobilien-Experten, die passend zur Familiensituation beraten.
Zur Regionalität gehört auch die Unterstützung gemeinnütziger Aktivitäten.
Auch das soll ein Markenzeichen von uns bleiben. Wir halten dem FC Carl Zeiss Jena genauso die Treue als Sponsor wie der Förderung von Nachwuchssportlern und der Basketballer von Science City. Kultur- und Sozialprojekte finden ebenso unsere Unterstützung. Voriges Jahr haben wir über 600 000 Euro für all das bereitgestellt. Da gibt es weiter keine Abstriche.
Das aber setzt hohe Wirtschaftlichkeit voraus.
Deshalb arbeiten wir an unserer Strategie. Dabei möchte ich auf diesem Weg auch unsere Mitarbeiter mitnehmen.
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