Ermittler machen erste Details zu Jens R. öffentlich
Nachdem ein Campingbus mitten in die Wochenendidylle in Münster raste, gab es jede Menge wilde Spekulationen, wer der Täter sein könnte und was sein Motiv war. Erste bestätigte Informationen über den mutmaßlichen Amokfahrer Jens R. hat die Polizei nun veröffentlicht. Die Ermittler arbeiten derweil weiter auf Hochtouren und betonen, dass es sich hierbei nur um vorläufige Ergebnisse handelt. Die Frage ist: Wer war Jens R. und warum riss er andere mit in den Tod?
Jens R. handelte als Einzeltäter
Der 48-jährige Deutsche stammt ursprünglich aus Olsberg im Sauerland, wohnte aber schon länger in Münster. Er war aber auch noch in anderen Orten in Deutschland gemeldet. Die Polizei durchsucht derzeit die vier Wohnungen des Mannes – zwei in Ostdeutschland, zwei in Münster.
Die Polizei geht davon aus, dass Jens R. als Einzeltäter handelte. Gerüchte, dass zwei weitere Männer aus dem Bus gesprungen seien, bestätigten sich nicht. Auch der Kleinbus, den er benutzte, um in die Menschenmenge zu rasen, war auf Jens R. zugelassen. Bei der Amokfahrt tötete er zwei Menschen, verletzte 20 weitere und erschoss sich anschließend selbst.
Amokfahrer soll Suizid-Gedanken geäußert haben
Der Amokfahrer ist nach Angaben der Polizei bereits mit suizidalen Gedanken aufgefallen, er war zudem in Kontakt mit dem Gesundheitsamt in Münster. Der 48-Jährige habe sich Ende März mit einer E-Mail unter anderem an einen Nachbarn gewandt, teilte die Polizei am Sonntag mit. "Aus dem Inhalt ergaben sich vage Hinweise auf suizidale Gedanken, aber keinerlei Anhaltspunkte für die Gefährdung anderer Personen."
Polizisten hätten die Wohnungen des Mannes in Sachsen und Münster aufgesucht, den Mann aber nicht angetroffen. Es sei nun wichtig, "ein möglichst umfassendes Bild über das Verhalten des Täters in den Vorwochen zu erhalten".
Laut dpa-Informationen soll der Mann psychisch krank gewesen sein. Die Ermittler gehen davon aus, "dass die Motive und Ursachen in dem Täter selber liegen". Die Amokfahrt war also vermutlich die Tat eines psychisch kranken Einzeltäters.
Spekulationen darüber, dass der Mann schon mal einen Selbstmordversuch unternommen habe oder dass er die Tat im Vorfeld angekündigt hatte, bestätigte bisher niemand von offizieller Seite. Auch ob der Mann wirklich an einer psychischen Krankheit gelitten hat, wollte die Polizei nicht sagen.
Jens R. war bereits polizeibekannt
Jens R. war der Polizei bereits wegen mehrerer kleiner Delikte bekannt. Es habe drei Verfahren in Münster gegeben und eines in Arnsberg aus den Jahren 2015 und 2016 - sie seien alle eingestellt worden, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin von Münster, Elke Adomeit. Es ging damals um eine Bedrohung, Sachbeschädigung, eine Verkehrsunfallflucht und Betrug. Man müsse den Sachverhalt der Verfahren noch aufklären. "Aber auf den ersten Blick haben wir hier keine Anhaltspunkte auf eine stärkere kriminelle Intensität, die wir bei dem Täter feststellen konnten", sagte Adomeit.
Was war das Motiv des Täters?
Nach den ersten Wohnungsdurchsuchungen steht für die Ermittler außerdem fest: Jens R. hatte wohl kein politisches Motiv. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, der 48-Jährige gehöre der rechten Szene an. Hinweise darauf fand die Polizei allerdings nicht. "Wir haben seit gestern Nachmittag die Wohnungen des Täters durchsucht", sagte Hajo Kuhlisch, der Polizeipräsident von Münster. "Die erste, doch schon etwas intensivere Durchsicht hat keinerlei Hinweise auf einen politischen Hintergrund ergeben." Der Täter hatte demnach keine Verbindung zu radikalen Islamisten.
Was die Beamten in einer der Wohnungen in Münster fanden, klingt dennoch besorgniserregend. Jens R. bewahrte eine unbrauchbar gemachte Maschinenpistole und mehrere sogenannte Polenböller bei sich auf. Auch im Tatfahrzeug befanden sich mehrere Feuerwerkskörper und eine Schreckschusswaffe.
Hier finden Sie Hilfe in schwierigen Situationen
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