Erfurt. Wer sich die bevorstehende Fußball-WM (14.Juni bis 15. Juli) gern gemeinsam mit anderen Fans anschauen möchte, dürfte in Thüringen in vielen Gaststätten und Biergärten fündig werden. „Das Gastgewerbe steht schon in den Startlöchern“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Thüringen, Dirk Ellinger. Beim Public Viewing auf öffentlichen Plätzen sehen Kommunen und Veranstalter hingegen eine Trendwende. Es ist inzwischen weniger gefragt als die kleineren Fanrunden in Gaststätten oder zu Hause, ergab eine Umfrage. Viele Gastwirte hätten eigens für die WM wegen der Sonneneinstrahlung neue und hellere Beamer angeschafft, um ein besseres Spielerlebnis zu bieten, sagte Ellinger. „Die hohen Kosten und die lange Planung bekommen die Gäste natürlich nicht mit. Wir hoffen deshalb auf schönes Wetter ohne extreme Hitze oder Regen.“ Für viele Betriebe seien solche Sportspektakel wichtig, um Rückgänge im Alltagsgeschäft zu kompensieren. Stadtrasen an der Uni Erfurt pausiert in diesem Jahr „Das gemeinschaftliche Fußballerlebnis ist in den vergangenen Jahren etwas in den Hintergrund getreten“, meint Denis Baumgart, der von 2006 bis 2016 das Public Viewing auf dem Stadtrasen an der Universität Erfurt mit durchschnittlich 2500 Zuschauern organisiert hat. Dass der Stadtrasen in diesem Jahr pausiert, liege aber nicht am mangelnden Interesse, sondern an den frühen Spielzeiten. Vor allem in der Vorrunde werden viele Spiele schon zu wenig arbeitnehmerfreundlichen Zeiten angepfiffen - um 14 Uhr oder 17 Uhr. Ganz abblasen will Baumgart das Public Viewing aber nicht. In einem Biergarten will er alle Spiele der deutschen Mannschaft und alle ab dem Achtelfinale zeigen, statt für 2500 Besucher aber nur für rund 350. Eines der größten privaten Angebote in Erfurt dürfte das „WM Fan Festival“ im Eisstadion der Black Dragons sein. Auf einer 50 Quadratmeter großen Leinwand werden alle deutschen Spiele übertragen, sagte Veranstalter Alexander Theis. Auf dem Außengelände im Erfurter Zughafen ist in diesem Jahr zum ersten Mal ebenfalls ein Public-Viewing-Angebot geplant, bei Regen oder sehr großer Nachfrage steht die bis zu 800 Personen fassende Halle zur Verfügung. Auch im Stadtgarten werden wie üblich alle Spiele zu sehen sein. In Gera und Jena finden größere „Rudelgucken“-Events statt In Gera wird es wieder die gemeinsame WM-Arena der Geraer Sportsbar Barclays und der LVM-Versicherungsagentur Fischer & Hauffe auf dem Puschkinplatz geben. Auf einer großen Leinwand werden alle Spiele der Weltmeisterschaft gezeigt. Zunächst nur auf den Deutschland-Spielen liegt der Fokus beim Public Vie­wing im Hofgut in Gera-Untermhaus. Im City Bowling wird zumindest eine größere Leinwand aufgebaut. In Weimar sind diesmal weniger Anträge für Public Viewing auf öffentlichen Plätzen eingegangen. Zwei Anfragen dazu von Veranstaltungsfirmen seien im Sande verlaufen, heißt es von der Stadtverwaltung. In Jena würden zwischen Johannistor und Pulvertor wie in den Vorjahren alle Spiele auf einer Leinwand übertragen, sagte eine Sprecherin der Stadt. Auch in einer Strandbar im Paradies-Park und sogar im Saunabereich des Freizeitbades „Galaxsea“ können Fans die Spiele verfolgen. Bad Salzungen zeigt nur ein einziges Spiel: „Wir nutzen das Stadtfest, um das Spiel Deutschland - Schweden am 23. Juni auf einer 27 Quadratmeter großen Leinwand am Nappenplatz zu zeigen“, sagte Ronny Kaiser vom Amt für Sport und Kultur. Bei gutem Wetter werden bis zu 1500 Zuschauer erwartet. In Mühlhausen wird die Vorrunde bis zum Achtelfinale im 500 Zuschauer fassenden Mehrgenerationenhaus übertragen. Danach übernimmt ein privater Veranstalter das Public Viewing, die genauen Pläne sind aber noch nicht bekannt. (Korrektur: Im ursprünglichen Text der Nachrichtenagentur dpa hieß es, dass es in Gera kein Public-Viewing geben wird. Dies stimmt nicht. In Gera wird auf dem Puschkinplatz, im Hofgut in Untermhaus und im City Bowling Fußball gezeigt.)